Erstaunlich – erfreulich – ermutigend
Vom Staatsfeind zur Systemrelevanz
Von Regina Völz
Ein wärmendes Feuer empfängt die Tagungsteilnehmer draußen, drinnen erwartungsfrohe Spannung und Parolen: „Kultur für alle, das ist ein großer Anspruch – Ansporn / Jeder macht alles / Gesellschaft in ihrer Vielfalt präsentieren / Generationswechsel einleiten / Ein Haufen anarchistischer Althippies“. Das sind selbstkritische Thesen, Erwartungen, Wünsche. Die Oberflächen von Stehtischen wurden dafür heruntergeklappt zu Plakatflächen umfunktioniert, mit Filzstift handbeschrieben – typisch Soziokultur: kreativ, politisch, arm.
Aufgeregtes erwartungsfrohes Wiedersehen, Genuss und Freude sind zu spüren. Alle reden miteinander. Auch in der Warteschlange für die selbst zu malenden Namensschilder. Hier steht die Kulturdezernentin von Ahlen mit dem Vorsitzenden des Vereins der Ahlener Schuhfabrik und mit der Geschäftsführerin. Sie erwartet: Impulse und aus der Bubble rauszukommen.
Das soll klappen, denn das außergewöhnliche Tagungskonzept von der Hamburger Künstlerin Sibylle Peters mit ihrem Team Esther Pilkington und Christopher Weymann führt diese Möglichkeiten herbei.
Wie die Drei aus Ahlen freuen sich auch viele andere.
Raus aus dem Alltag – rein in die Wunsch-Versammlung
„Mit anderen Orten etwas gemeinsam zu machen, das wäre mein Wunsch“, sagt Deniz Czempik. Sie kommt aus dem Duisburger Stapeltor, einem der jüngsten soziokulturellen Zentren. Es wurde erst vor einem Jahr eröffnet. Auch sie soll auf ihre Kosten kommen: Für ein gemeinsames Festival finden sich später viele Versammlungsbeteiligte aus NRW-Zentren zusammen. Die 40-Jährige, die erst seit einigen Jahren in der Soziokultur arbeitet, wünscht sich mehr: mehr Geld. In der Hand hält sie einen Kaffeebecher mit der Aufschrift: „Raus aus der Bubble“. „Ich möchte, dass Soziokultur keine Bubble mehr ist, sondern offen für alle – was Soziokultur ja schon immer sein wollte.“ Neben ihr steht Lili Seibel und stimmt zu: „Ich glaube, dass Soziokultur schon so eine Bubble ist, so eine linke, woke Bubble. Ich sitze immer mit alten weißen Menschen an einem Tisch, das ist halt abschreckend für junge Leute“, meint sie. Lili ist 20. Über ein Freiwilliges Soziales Jahr nach dem Abitur dazugekommen, ist sie nun seit einem Jahr Programmverantwortliche im Stapeltor. Das zieht junge Menschen an. Trotzdem: „In den Soziokulturrunden, da werden Themen verhandelt in einer Sprache, die keiner checkt.“ Für Lili ist das Ansporn, denn sie will ihre eigenen Interessen vertreten.
Plädoyer für die Soziokultur
„Die Themen der Soziokultur stehen wieder mitten im Diskurs. Sie sind ganz vorne“, sagt die Erfinderin der Versammlung der Wünsche, Sibylle Peters, und sie beobachte auch, dass die Einrichtungen immer noch mit der Finanzierung der frühen 90er Jahre am Start seien. Dabei hat sie bei ihren Vorbereitungen zur Versammlung der Wünsche festgestellt, dass die „Soziokultur wahnsinnig kritisch mit sich selbst ist“. Es werde eine ganz wichtige Arbeit gemacht, „aber der deutsche Kulturbetrieb ist immer noch, auch nach 50 Jahren Soziokultur, stark auf Exzellenzförderung ausgerichtet, was Unsinn ist. Denn in der Soziokultur werden viel mehr Leute aktiviert und sind engagiert, als die meisten kulturpolitischen Entscheidungsträger*innen wissen“, sagt Sibylle Peters. Ein klares Plädoyer. Rund 5 Millionen Nutzer*innen waren es in NRW jährlich vor Corona.
Soziokultur zeigen
Dennoch wissen viele noch nicht, dass es diese Räume, diese Orte gibt, „vielleicht wäre eine Möglichkeit, mit Schulen zu arbeiten“, regt Deniz an.
„Ich wünsche mir mehr Sichtbarkeit für die Soziokultur“, sagt auch Joscha Denzel. Der 29-Jährige kommt aus Witten und sagt über die Versammlung: „Wenn ich mich umgucke, sind die tollsten Leute hier, die alle daran arbeiten, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern.“
Joscha arbeitet in der Werkstadt Witten. „Gemeinschaftlich-partizipativ mit deiner Stadt zusammen: das hat so eine treibende Kraft, die unbedingt mehr gesehen werden muss.“
Lisa Krischker von der Altstadtschmiede in Recklinghausen wünscht sich wieder mehr Publikum: „Es gibt so viele, die Herzblut und Schweiß opfern für die Kultur, aber das Publikum fehlt – wegen Corona“. Das sind Routinen aus fast drei Jahren, die müssen erst wieder aufgebrochen werden.
(Re)Politisiert Euch*)
In den 70er Jahren, als junge Menschen sich die Orte, die Häuser, die Freiräume erkämpften, ging von ihnen ein Bedürfnis aus, das Bedürfnis mitzureden, das eigene Ding zu machen, raus aus den klassischen Kulturinstitutionen. „Kultur von allen für alle“ lautete das Motto, Kultur ohne Hemmschwellen, ohne hohe Eintrittspreise, ohne Abendrobe. Damals hieß das noch „Gegenkultur“.
Öffentliche Förderung, „Staatsknete“, wurde zum Teil sogar abgelehnt, weil man sich nicht abhängig machen bzw. nicht kaufen lassen wollte.
Davon weit entfernt ist heute die Soziokultur. Und auch wenn das Wort nach wie vor ein Ungetüm ist, haben die Werte und Vorstellungen zum Teil Einzug gehalten in die Arbeit von Theatern, Opernhäusern, Museen. Auf der Suche nach Publikum werden Hemmschwellen abgebaut, sparten- und häuserübergreifend wird in Projekten zusammengearbeitet, der Grundgedanke der Soziokultur adaptiert. Darauf scheint man bei der Versammlung der Wünsche stolz zu sein. Manche tun sich aber auch schwer: Ein zwiespältiges Verhältnis zwischen sogenannter Hochkultur und ehemaliger Subkultur bzw. Gegenkultur ist zu erkennen.
Orte schaffen, Raum geben für kreative, andere Menschen und Lebensentwürfe, gesellschaftlicher Zusammenhalt, solidarisches Miteinander sind hier die Themen. Daran arbeiten wollen nicht nur die Alten, auch Jüngere und Junge, nur anders. „Die sind so lieb“, sagt eine Versammlungsteilnehmerin aus den Anfangsjahren der Soziokultur. Klar, die leben in einer anderen Zeit, die Gründerinnen, z.T. aus der Häuserkampfszene, haben die Bahnhöfe, Fabriken und andere Leerstände besetzt und sich angeeignet. Sie hatten tatsächlich Kämpfe zu führen, zumindest verbal und mit sogenanntem gewaltfreien Widerstand gegen das Establishment und konservative Parteien in den Kommunalparlamenten.
*) „Politisiert Euch! Wege der politischen Arbeit in Soziokulturellen Zentren“ – so heißt auch ein Projekt in der laufenden Konzeptförderung, das bis 2025 von mehreren soziokulturellen Zentren umgesetzt wird unter Federführung von zakk in Düsseldorf und Werkstadt Witten.
Freiräume erhalten für Bewegung
Das Bedürfnis ist bei den jungen Generationen nicht verloren: „Nein, die Gen Z ist so politisiert wie nie. Das ist eine Genration, die so viele Forderungen stellt“, sagt Tim Többe vom neuen B-Side in Münster. Der 40-Jährige gibt aber auch zu bedenken, dass zu zeigen wäre, dass genau die soziokulturellen Zentren die Orte sind, an denen sich das manifestieren kann. „Wir sehen das bei uns im Zentrum: Jugendliche brauchen ihren Ort und den haben sie sich selbst geschaffen. Das ist, glaube ich, immer die Strategie, auch bei dieser aktuellen Generation – besser geht’s gar nicht!“ In Münster gibt es schon eines der ältesten Zentren, das Cuba. Die Jungen haben da aber nicht angedockt. „Kein Platz, alles ausgebucht“, sagt der B-Side-Mann Tim Többe. Aber Starthilfe und Beratung gab es von Rainer Bode, einem langjährigen Kämpfer für die Soziokultur, Urgestein der Szene und ehemaligem Geschäftsführer von Soziokultur NRW.
Das Gesellschaftskritische, Alternative schimmert wieder auf. Kreative, andere Menschen, neue Lebensentwürfe, gesellschaftlicher Zusammenhalt, solidarisches Miteinander haben Perspektive, das wollen nicht nur die Alten, das wollen auch Jüngere und Junge – nur anders.
Also agieren doch nicht nur anarchistische Althippies und 68er, wie befürchtet und beklagt.
Zeitstrahl überrascht
Der Zeitstrahl von Sibylle Peters zeigt es deutlich: „Wo verortet ihr euch?“, fragt die Versammlungsleitung. Am Anfang eures soziokulturellen Lebens, am Ende oder in der Mitte? Über die ganze Breite des großen Bühnensaals im Ringlokschuppen hat das Team eine weiße Linie gezogen. Beim Notausgang ist das Ende, beim Eingang der Anfang. An die 200 Akteure verlassen die Tribüne und sortieren sich auf der ebenerdigen großen Bühnenfläche am Zeitstrahl entlang. In der Mitte knubbelt es sich. Dann die Überraschung: Als in der Mitte geteilt wird, stehen auf der Seite, die den Anfang des soziokulturellen Lebens markiert, etwa zwei Drittel der Soziokulturaktiven, auf der End-Seite bei den Altvorderen nur etwa ein Drittel.
Eine Kissenschlacht zwischen den Generationen wird von der Versammlungsleitung angeordnet. Zaghaft fliegen die ersten gelben Kissen, dann wird die Seite der Älteren aktiver und pfeffert mit Spaß und Gejohle auf die Jungen. Die stehen ruhig zurückhaltend da, ab und zu fliegt ein Kissen, aber so richtig vorrücken und die Alten wegdrängen wollen sie nicht …
Zugegeben eine Interpretation, aber sie spricht Bände.
Dazu passt ein Gespräch in der Mittagspause zwischen drei Altvorderen:
A: Die waren so zaghaft.
B: Ja, das ist eben eine andere Generation, ich glaube aber, dass sie die gleichen Werte haben wie wir.
C: Ja, aber eine andere Sprache.
A: Wir sprechen verschiedene Sprachen.
In der bunten Versammlung sagt eine junge Teilnehmerin zum Generationenwechsel: „Wir brauchen mehr Offenheit und dürfen nicht so tun, als ob alles in Butter wäre, vielleicht brauchen wir auch Mediation.“ Eine andere: „Wir wollen keinen Generationenwechsel, wir wollen miteinander arbeiten.“
Schlüssiges Konzept führt zum Manifest
Die Versammlung der Wünsche ist vom künstlerischen Team um Sibylle Peters gut vorbereitet worden, und so führt das unkonventionelle, schlüssige Konzept am Ende zu einem Manifest. 45 Mitarbeitende aus soziokulturellen Zentren sind im Vorfeld vom künstlerischen Veranstaltungsteam um Sibylle Peters interviewt, nach ihren Wünschen Problemen und Anliegen befragt worden. Jetzt kommen sie groß raus in Einspielfilmen auf der großen Bühne vor ihren Mitstreiter*innen. Und sie scheinen zu sagen, was viele denken und den Kern trifft. Immer wieder Thema von allen für alle: das Ende der Selbstausbeutung, Finanzierung statt Förderung, diverses Publikum, diverse Akteure, Generationenwechsel, Digitalisierung, Klimaneutralität, mentale Gesundheit – all das sind Schlagworte aus den Interviews.
Daraus werden Forderungen und Aussagen für ein Manifest abgeleitet. „Ein historischer Moment“, wie die Geschäftsführerin von Soziokultur NRW, Heike Herold, zum Abschluss sagen wird. „Das erste Manifest der Soziokultur in NRW!“
Soziokultur ist in Bewegung
„Kreativität erstickt in Armut.“ – „Dienst an der Gesellschaft macht müde“, sagt Christiane Busmann von der Schuhfabrik in Ahlen im Großbild auf der Bühne, und Stopp: Alle, die nicht müde sind, sollen aufstehen. Auf der Tribüne tut sich was: Immerhin etwa die Hälfte steht auf, die anderen, die Müden, dürfen sitzen bleiben.
Weiter geht es auf der Leinwand, und Stopp: Alle, die mehr Wertschätzung und Sichtbarkeit wollen, sollen aufstehen – da hält es niemanden auf den Stühlen.
Eine besondere Tagungsform, künstlerisch kreativ und effektiv. Tatsächlich beteiligen sich nahezu alle. Von unten, von allen für alle, auf Augenhöhe, Wissen teilen, das sind eingeübte Formeln in der Soziokultur. Runter von der Tribüne, rauf auf die Bühne, zurück auf die Plätze und neu formieren auf der Bühne. Die Soziokultur ist in Bewegung.
Anschließend bilden sich Murmelrunden – ein schönes Wort, einladend und nicht beängstigend – als alternative zu Gruppenarbeit!
Wieder müssen die Versammlungsteilnehmenden runter von ihren Tribünenplätzen und rauf auf die Bühne, um sich zu Interessensgruppen zusammenzufinden – Generationenwechsel, großes gemeinsames Festival, Zukunftsakademie, Konstruktives Streiten, Politisiert euch! – das sind jetzt die Themen, zu denen man sich in die Murmelgruppen hinzugesellen kann. Es funktioniert.
Neues Finanzierungskonzept mit Landesmitteln
Heike Herold, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren NRW hat es formuliert: „Wir brauchen Strukturförderung!“ Der Verband zählt mittlerweile 78 soziokulturelle Zentren als Mitglieder, zu 50 weiteren Einrichtungen und mehr als 100 Initiativen besteht Kontakt. Heike Herold wollte den Zukunftskongress machen, um den vielen engagierten Menschen in der Soziokultur einen außergewöhnlichen Tag mit Zeit zur Reflektion und Austausch zu bieten und ihnen damit auch zu danken. Gleichzeitig wollte sie sich auch vergewissern an der Basis, ob ihre Forderungen tatsächlich den Bedürfnissen entsprechen, und sie will sich Rückhalt holen für die weitere Arbeit. „Ziel ist, alle zusammenzubringen, sich zu versichern, dass richtig ist, was wir als Verband erarbeitet haben, um Schritte gemeinsam zu planen und in die Zukunft gehen zu können.“
Soziokultur hat bisher lediglich Projektförderung erhalten – auch wenn es inzwischen zwei- und dreijährige Programme gibt. Ein Erfolg – gefördert werden aber nur neue Projekte und Konzepte.
„Wir brauchen dringend kontinuierliche Unterstützung für Personal, Programm, Betriebskosten und ökologische Sanierung der Zentren, wenn wir die Existenz der soziokulturellen Landschaft NRW nicht gefährden wollen“, sagt die engagierte Nachfolgerin von Rainer Bode. Bei einem erhöhten Landeskulturetat, wie ihn die schwarz-grüne Koalition vorsieht, wären das rund 8 Millionen Euro aus Landesmitteln für die Strukturförderung der knapp 80 Mitgliedszentren. Heike Herold fordert ein Budget, das nach Bedarf verteilt werden könnte, wie es im Bundesland Hessen bereits praktiziert wird.
Finanzieren statt Fördern
Die künstlerische Versammlungsleitung kam allerdings bei der Versammlung der Wünsche auf eine Summe von 711.518.500 Euro, die benötigt würde – das ist der aufsummierte Betrag, der in den 45 Interviews vorab genannt wurde. „Das ist natürlich keine realistische Fördersumme“, sagt Sibylle Peters, als sie auf der Bühne die Versammlung fragt, was denn realistisch wäre. 10 Millionen Euro Strukturförderung jährlich, nach dem neuen Vorbild in Hessen, fordert daraufhin die Versammlung. Das ist aber nicht alles. Die ökologische Sanierung der teilweise in die Jahre gekommenen Gebäude ergibt auf Zuruf realistischerweise 100 Millionen Euro und für die eigentliche Arbeit an der Veränderung und Entwicklung der Gesellschaft als ursprünglichen soziokulturellen Anspruch – mit Alltagsbildung, Schulprojekten und Aktivitäten außerhalb der Zentren – werden nochmals 5 Millionen Euro pro Jahr auf einen dritten Scheck geschrieben. Spaß beim Hochjubeln der Summen, die gebraucht würden. Angejazzt vom Team der Versammlung der Wünsche Sibylle Peters, Esther Pilkington und Christopher Weymann.
Drei Schecks wurden geschrieben – und zur Unterzeichnung der Staatsekretärin mitgegeben.
Staatssekretärin zu Gast
Die kam zum Schluss in weißer Bluse und modisch-glockigem schwarzen Rock und war beeindruckt, als sie noch die letzten Züge der Verabschiedung des ersten Manifests der Soziokultur NRW mitbekam. Wirklich erstaunlich, was da geht. Mit Vorarbeit, gutem Konzept und Begleitung des Leitungsteams. Tatsächlich haben sich 200 Leute innerhalb von gut 60 Minuten und inklusive Änderungswünschen auf ein zweiseitiges Manifest verständigt. Das habe sie „so in der Politik noch nicht gesehen“, gestand Gonca Türkeli-Dehnert bewundernd, als sie am Redepult – einem Notenständer – stand.
Auch dass das Manifest mitsamt den drei Schecks in einer goldglänzenden Glitzermappe lag, gefiel der Staatssekretärin des NRW-Ministeriums für Kultur und Wissenschaft. Das bewirke, dass sie es zwischen all den Akten in ihrer Tasche nicht übersehen könne. Sie wolle „wohlwollend prüfen, was möglich ist“.
Tatsächlich es geht weiter: Mitte Februar soll es ein Gespräch geben mit den Verantwortlichen von Soziokultur NRW, mit der für Förderung zuständigen Bezirksregierung Arnsberg und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Das Standing der soziokulturellen Landschaft in NRW ist in jedem Fall ein anderes als vor 20 oder 30 Jahren. Die Soziokultur ist nicht mehr das Schmuddelkind der Kultur, aber immer noch so ausgestattet.
Labor und Schule der Gesellschaft
Nach der Versammlung der Wünsche sind diese noch nicht erfüllt, aber klar formuliert und im Manifest zum Ausdruck gebracht. Viele Teilnehmende gehen gestärkt nach Hause in ihren Alltag, „mit dem Gefühl, an der richtigen Sache zu arbeiten“ und „sich nicht von kleinen Alltagswidrigkeiten entmutigen zu lassen“, „öfter mal wieder das große Ganze in den Blick zu nehmen“ und „die Arbeit an der besseren Gesellschaft“ weiterzuführen.
Demokratie und eine freie, offene Gesellschaft werden nicht geschenkt, sondern müssen erlernt und erarbeitet werden. Dafür ist die Soziokultur ein guter Ort. Deren (Re-)Politisierung rückt gerade ins Bewusstsein. Das muss gesehen und finanziert werden.
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Regina Völz
Regina Völz wollte unbedingt Journalistin werden, um Ungehörtem Gehör zu verschaffen. Nach ihrem Studium in München und Göttingen gründete sie zusammen mit vielen anderen eine alternative Stadtzeitung in Göttingen. Anschließend machte sie ein Volontariat und arbeitete als Redakteurin bei einer Lokalzeitung in Niedersachsen. Ihre Lust auf Veränderung brachte sie dann zum Radio – zunächst nach Baden-Württemberg und schließlich, weil es im Ländle doch zu schön war, ins Ruhrgebiet. Seit 1991 arbeitet sie als Journalistin für den WDR im Regionalstudio Essen.